Von der Theorie zur Praxis: So gelingt flexible Schichtarbeit

In der Diskussion um die Flexibilisierung von Schichtarbeit begegnen wir oft der Aussage: "Das klingt in der Theorie gut, ist aber in der Praxis nicht umsetzbar". Doch unsere bisherigen Erfahrungen mit Unternehmen im Projekt zeigen das Gegenteil: Mit kreativen und gezielten Anpassungen können Schichtmodelle erfolgreich optimiert werden – und das mit spürbaren Vorteilen für Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen.

Theoretische Konzepte sind zwar ein wichtiger Ausgangspunkt, doch ihre erfolgreiche Umsetzung erfordert maßgeschneiderte Lösungen, die an die spezifischen Gegebenheiten und Bedürfnisse eines Unternehmens angepasst werden. Statt allgemeiner Blaupausen braucht es flexible Ansätze, die auf realen Herausforderungen basieren und individuell weiterentwickelt werden. Die folgenden Best Practices zeigen, wie Unternehmen aus unserem Projekt diesen Schritt von der Theorie zur Praxis erfolgreich gemeistert haben.

Flexibilität durch individuelle Anpassung

In der Theorie bedeutet Flexibilisierung von Schichtarbeit, dass Mitarbeitende ihre Arbeitszeiten aktiv mitgestalten können. Doch wie sieht das konkret in der Praxis aus? In einem der teilnehmenden Unternehmen wurde dies durch ein Schicht-Tausch-Modell umgesetzt: Mitarbeitende konnten Abwesenheiten anderer nutzen, um sich punktuell Schichten selbst herauszusuchen. Dadurch wurde auch Gleitzeit in der Frühschicht möglich.

Diese Anpassung führte nicht nur zu mehr individueller Planbarkeit, sondern auch zu einem verbesserten Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen. Zudem zeigte sich in der Pilotabteilung, dass der Krankenstand durch diese Flexibilisierungsmaßnahme sank.

Eine andere praktisch erprobte Möglichkeit besteht in der Einführung einer Schichttauschbörse. Diese kann dazu beitragen, Engpässe zu vermeiden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern. In einem Unternehmen wurde eine analoge Form der Schichttauschbörse etabliert. Ein einfacher Aushang ermöglichte es, Schichten anzubieten oder zu tauschen. Dadurch konnten sich Mitarbeitende unkomplizierter vernetzen und flexibler agieren.

Reduzierung der Arbeitszeit ohne Produktivitätsverlust

Eine Arbeitszeitreduzierung soll eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen, ohne die Produktionsabläufe zu stören. In einem Unternehmen wurde dies durch eine innovative Einteilung der Arbeitswochen realisiert: Zwei längere Wochen wechselten sich mit zwei kürzeren Wochen ab. Dadurch gelang es, die Wochenarbeitszeit von 40 auf 38 Stunden zu reduzieren, ohne die Schichtpläne grundlegend zu verändern. Die Mitarbeitenden profitierten von besserer Planbarkeit und mehr Erholungszeiten.

Weniger Nachtschichten durch optimierte Planung

Es ist bekannt, dass Nachtschichten gesundheitlich belastend sind. Durch eine kluge Umverteilung der Arbeitszeiten können Nachtschichten reduziert werden, ohne die Produktionskapazität zu beeinträchtigen. Einem Unternehmen gelang dieses Vorhaben, indem es seine Maschinenauslastung kritisch überprüfte. Durch gezielte Anpassungen wurde die Auslastung während der Nachtschichten gesenkt, wodurch Mitarbeitende mit gesundheitlichen Einschränkungen oder ältere Beschäftigte profitieren konnten. Gleichzeitig blieb die Produktion effizient.

Flexible Arbeitsplätze zur Optimierung der Schichtarbeit

Ein flexibles Schichtsystem bedeutet nicht, alle bestehenden Strukturen aufzulösen, sondern gezielt Optimierungspotenziale zu nutzen. In einem Unternehmen wurde geprüft, welche Arbeitsplätze zwingend besetzt sein müssen. Daraus entstanden Flex-Arbeitsplätze, die einen variablen Arbeitsbeginn von bis zu drei Stunden ermöglichten. Das Ergebnis: Mehr Flexibilität für diejenigen, die es wünschen, während Mitarbeitende mit festen Routinen bei ihren gewohnten Zeiten bleiben konnten. So wurde die Akzeptanz für Neuerung erhöht.

Vereinfachter Schichttausch fördert Flexibilität

Eine strukturierte Schichttauschmöglichkeit kann dazu beitragen, Engpässe zu vermeiden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern. In einem Unternehmen wurde eine analoge Schichttauschbörse eingeführt. Ein einfacher Aushang ermöglichte es, Schichten anzubieten oder zu tauschen. Dadurch konnten sich Mitarbeitende unkomplizierter vernetzen und flexibler agieren.

Fazit

Diese Beispiele zeigen, dass flexible Schichtarbeit durch gezielte Maßnahmen erfolgreich und individuell in die Praxis umgesetzt werden kann. Unternehmen profitieren von gesteigerter Effizienz, geringeren Krankenständen und einer höheren Mitarbeitendenzufriedenheit. Die Umsetzung erfordert zwar Planung und Engagement, doch die positiven Effekte sprechen für sich: Flexible Schichtarbeit ist machbar – und lohnenswert.

 

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Ansprechperson für Südwestsachsen:

Melanie Trommer (m.trommer@atb-chemnitz.de)

Ansprechperson für Ostsaschsen: 

Linda Ruß (lruss@rkw-sachsen.de